Reisetagebuch zur Exkursion Leipziger Buchmesse

Drei Tage voller Geschichten, Diskussionen und Begegnungen – unser Besuch auf der journalistischen Exkursion auf der Leipziger Buchmesse 2025 war für Wanja Mitsch intensiv, inspirierend und manchmal auch ganz schön überwältigend. Vom spacigen Hostel bis hin zu tiefgründigen Vorträgen, von politischen Diskussionen bis zur Begegnung mit Cosplayern – wir haben viel gesehen, viel gelernt und jede Menge Eindrücke gesammelt.

In diesem Reisetagebuch von Wanja Mitsch gibt er einen persönlichen Einblick in unsere Messe-Erfahrungen, Highlights und Aha-Momente. Ob du selbst schon auf der Buchmesse warst oder noch überlegst, das nächste Mal mit dabei zu sein, hier bekommst du einen Eindruck von seinem ganz eigenen ersten Mal auf der Leipziger Buchmesse.

Mittwoch, 26.03.2025

Mittwoch war für uns der Anreisetag. Wir sind mit dem Zug nach Leipzig angereist und im Hostel untergekommen. Die Zimmer waren ziemlich abgespaced, hat mich irgendwie an eine Raumschiffkulisse erinnert. Da wir nur eine Halbpension mit Frühstück hatten, sind wir, nachdem wir unsere Zimmer bezogen haben, gleich noch Einkaufen gegangen. Anschließend haben wir mit Evas Tomatensuppe und einer guten Dosis Musik einen saftigen Kartoffelauflauf gebacken, natürlich alles vegan. Der ist sehr gut gelungen und hat gemundet. Eigentlich hatte ich noch geplant, mir für die kommenden Messetage Programmpunkte rauszusuchen, aber das habe ich auf morgen früh vertagt, da es dann schon ziemlich spät war.

Donnerstag, 27.03.2025

Gegen 8 Uhr gab es für uns alle Frühstück. Danach habe ich mich noch schnell hingesetzt und mir ein kleines Programm gebastelt. Der Weg zur Messe dauerte, anstatt der geplanten 30 Minuten, ca. anderthalb Stunden. Die Züge waren rammelvoll, aber immerhin am Einlass der Messe mussten wir nicht warten, da wir mit unserer Presseakkreditierung den Presseeingang nutzen konnten. Ich bin direkt zu einer Lesung des Karl-May-Verlags geflitzt, von der ich immerhin noch die letzten 20 Minuten mitbekam. Hier lasen Autoren ihre Geschichten von Winnetou und Old Shatterhand. Mir, langjähriger Karl May Leser, hat es nicht gefallen, da die Autoren halt in ihrem Stil schreiben und ich nun eben vor allem Karl Mays Art zu schreiben mag, mehr als das Setting Winnetou. Anschließend hörte ich mir einen Vortrag zur zivilen Nutzung militärischer Gegenstände nach dem zweiten Weltkrieg an, beispielsweise einer Artilleriehülse als Vase. Dann hatte ich einen Workshop, in dem Spiele vorgestellt wurden, um Kindern und Jugendlichen im Unterricht Demokratie nahe zu bringen. Mein letzter, vorher herausgesuchter Programmpunkt war die Buchvorstellung „Als wäre es vorbei“, eine Sammlung von Tagebucheinträgen der Autorin Katja Petrowskaja zum Krieg in der Ukraine. Sie las zwei Einträge aus ihren Buch und es hat mich so berührt, dass ich mir das Buch im Anschluss auch gekauft habe. Zu dem Zeitpunkt war es erst 13 Uhr, ich war allerdings so fertig, dass ich nur noch den Stand der Jungen Welt und der TAZ besuchte. Dort habe ich jeweils nochmal nach Werten und Leitlinien der Zeitung gefragt und auch nach konkreten Schwerpunkten. Die Junge Welt versteht sich als linke Zeitung, die einen aufrüstungskritischen Fokus setzt, die TAZ versteht sich als Zeitung, linke Werte vertritt. Bei der TAZ habe ich dann noch einer Podiumsdiskussion zum Buch „Das Deutsche Demokratische Reich“ beigewohnt, in dem der Autor den Aufstieg der Neuen Rechten beschreibt, beigewohnt. Das hat allerdings, da es nun ein für mich nicht wirklich Hoffnung weckendes Thema ist, meine Kraftreserven aufgezehrt, so dass ich die Messe dann gegen 16 Uhr verlassen habe. Nach einem kleinen Nickerchen meinerseits haben wir dann abends noch gemeinsam gegessen und Loveletter gespielt.

Freitag, 28.03.2025

Heute hatte ich mir noch umfangreicher Stationen rausgesucht, so dass ich wieder größtenteils allein auf der Messe unterwegs war. Morgens war eine Begegnung mit der Jugendpresse Sachsen geplant, die wir jedoch, wegen Schwierigkeiten, zur Messe zu kommen, leider nicht wahrnehmen konnten. Bei einer Lehrkräftetagung habe ich nur kurz vorbeigeschaut, da das Thema anders war, als im Programm angegeben. Dann habe ich eine Veranstaltung auf Englisch namens „Nein!“ besucht, ich der drei russische Menschen ihren Standpunkt zum Krieg in der Ukraine darlegten und eigene Verfolgungserfahrungen beschrieben. Beim Bullshit-Bingo zu Sätzen, die Frauen nicht mehr hören wollen, habe ich nur kurz vorbei geschaut, da das am ehesten als Comedy-Show zu kategorisieren war, worauf ich keine Lust hatte. Danach stand auf meinem Plan eine Buchvorstellung „Der Wille des Menschen ist antastbar“ zum Thema Manipulation, die mich jedoch total gelangweilt hat, da der Vorsteller wirklich NUR über die Biografie der Autorin sprach. I mean, kann man halt machen, aber dann ist es halt kacke. Danach bin ich zu einer Podiumsdiskussion mit Ole Nymoen zu seinem Buch „Warum ich niemals für mein Land kämpfen würde“. Das war spannend in der Hinsicht, als dass er sagte, er wolle lieber die Meinungsfreiheit abtreten, als dafür zu sterben. Ich fragte ihn danach, ob das für all seine Rechte gelte, was er verneinte. Wo zieht man, wo ziehe ich hier die Grenze!? Hier sitz ich nun, ich armer Thor und bin so schlau als wie zuvor. Im Anschluss gab ich mir dann noch einen Vortrag zum Ausstieg ehemaliger Sowjet-Republiken aus dem „Sowjet-Schatten“ was ich dann mit einem Vortrag zum Faschismus in der Ukraine und einen weiteren zur friedlichen Revolution 1989 abrundete. Um das Fass voll zu machen habe ich mir zum Schluss noch einen Vortrag „Von wegen Sicherheit“ zu Rechtsextremismus in Polizei und dessen Mechanismen angehört. Fazit dessen: zu viele Vorfälle, Kontrolle dessen durch Polizeiinstitutionen, was die ganze Sache zäh und undurchsichtig macht. Hier habe ich dann wirklich erstmal durchgeatmet und bin ein bisschen rumgeschlendert, war schließlich auch schon gegen 17 Uhr. Als ich mir „nur einen kleinen Snack“ holen wollte, bin ich voll auf einen Süßigkeitenstand, Selbstbedienung und 2,49€ pro 100g, reingefallen. Denn natürlich konnte ich nicht schätzten, wie viel ich hatte und habe schlussendlich 500g für 12,50€ gekauft… Da hätte ich mir lieber einen Burrito geholt. Für’s nächste Mal. Dann hab’ ich endlich noch ein kleines bisschen Zeit gehabt, endlich mal über die Messe schlendern zu können. Ich habe noch den Stand der UN besucht, mir die Charta der UN, die Erklärung der Menschenrechte und beim Stand des Bundestags ein Grundgesetz geholt. Abschließend war ich noch beim Stand von Correctiv, bevor ich auf dem Rückweg noch die zweit Cosplayer getroffen habe, die mir freundlicherweise erlaubt haben, ein Bild von ihnen zu machen. Abends haben wir wieder zusammen gekocht. Ich habe mit Normen und Mo noch eine Folge für unseren Podcast „Das erste Mal auf der Buchmesse“ aufgenommen. Außerdem haben wir beschlossen, dass wir Samstag Vormittag nicht noch einmal auf die Buchmesse gehen, sondern packen und abreisen. Bedaure ich etwas, da ich mir, neben den ganzen Veranstaltungen kaum etwas angeschaut habe und auch die Manga-Comic-Con, bis auf die zwo Cosplayer vollständig an mir vorbeilief, aber so bleibt auf jeden Fall etwas für’s nächste Jahr. Vielleicht bist du dann ja auch dabei.